Willkommen an Bord! Die Arbeitswelt der Zukunft!
Direkt vor der Haustür, in Koblenz, legte dieser Tage die MS Wissenschaft an. Und an Bord hatte sie eine Ausstellung zum Thema “Arbeitswelten der Zukunft”. Was lag da näher, als die Gunst der Stunde zu nutzen, und sich einmal anzusehen, was denn da wohl auf uns zukommen wird.
An Bord wurde man freundlich begrüßt und konnte wahlweise mit einem Audioguide in die kostenlose Tour starten, worauf ich aber verzichtet habe. Die vielen Exponate und interaktiven Stationen luden dazu ein, ein wenig genauer hinzusehen. Hier fanden sich Touchscreens, die eine Industrieanlage simulierten, auf denen alle Betriebsdaten in Echtzeit abzulesen waren neben Paketen, die als 3D-Puzzle mit Hilfe einer VR-Brille angeordnet werden konnten.
Zudem befanden sich auch ein paar interaktive Spiele unter den Ausstellungsstücken. Hier konnte man den Wert von Teamarbeit und Kooperation in der digitalen Zukunft live erfahren.
Der Mensch stand im Mittelpunkt dieser Ausstellung. Neben einigen ergonomischen und gesundheitlichen Tipps und Empfehlungen für die Unternehmen der Zukunft (zum Beispiel aktive Pausen, höhenverstellbare Tische und soziale Events) gabe es diagonal gegenüberliegend im anderen Teil der Ausstellung zu sehen, wie die TEchnik dem Menschen bei der Bewältigung seiner Herausforderungen helfen kann (zum Beispiel mit einem Exoskelett um Belastungen zu vermeiden, VR-Brillen oder Force-Feedback-Handschuhen).
Im hinteren Bereich der Ausstellung wurde es dann noch einmal philosophisch. Hier wurden die Besucher eingeladen, ihre Wünsche und Gedanken zur Zukunft der Arbeitswelt zu Papier zu bringen und aufzuhängen. Neben den Berufswünschen der kleinen Besucher, die von ihrem Traumjob träumten oder von einer Welt mit viel Freizeit träumen, fanden sich auch kritische Stimmen und Gedanken, sowie gesellschaftliche Forderungen, damit in Zukunft die Arbeit zur Selbstverwirklichung eines jeden einzelnen Menschen beiträgt.
Glüclicherweise hatte ich im Vorfeld im Internet gesehen, dass es auch einen von der IHK organisierten Vortrag zum Thema “Digitalisierung! Roboter! Was wird aus meinem Kind?” von Dr. Oliver Stettes geben würde. Also hatte ich mich auch dafür angemeldet.
Hier gab es eine interessante Sicht auf den Arbeitsmarkt der Zukunft. Die Angst vor der großen Leere und dem Verlust aller Arbeitsplätze durch die Automatisierung war schon immer ein Thema. Und Dr. Stettes zeigte aus der Sicht und mit den Argumenten eines Ökonomen, dass viele Voraussagen getreu dem Motto “dieser Beruf wird der Automatisierung zum Opfer fallen” nicht die beste Leitplanke für die Berufswahl ist. Denn in den nächsten Jahren kann dies immer noch ein sehr gefragter und gut bezahlter Arbeitsplatz sein. Hingegen sollte man sich aber darauf einstellen, dass die Zeit, in der man von der Lehre bis zur Rente den gleichen Beruf ausgeübt hat, vorüber ist. Lebenslanges Lernen und neu orientieren ist vielleicht das Wichtigste, was Kinder heute mitnehmen können.
Dies bestätigte auch die anschließende Gesprächsrunde mit Vertretern der IHK, dem Jobcenter und eines großen, in Koblenz ansässigen Arbeitgeber aus der Automobilbranche. Es sei nicht wichtig, ob die Kinder studierten oder eine Ausbildung machten. Wichtig sei, dass sie das tun, was sie interessiert und bereit sind, ständig dazuzulernen.
Ein paar kritische Stimmen kamen zum Ende in der offenen Frage- und Diskussionsrunde auf. Was passiert mit den Menschen, die die gesteigerten Erwartungen nicht erfüllen können? War die Sicht vielleicht doch zu optimistisch? Positiv fand ich hier den Grundtenor aller Beteiligten, die hervorhoben, dass jeder Mensch auf seine Weise wertvoll ist und es an der Politik liege, auch solche Arbeitsplätze zu sichern oder zu schaffen. Ob dies gelingen wird oder frommes Wunschdenken bleibt, wird man in ein paar Jahren wissen. Heute bleibt uns dafür nur der Blick in die Kristallkugel.